Die Macht der versteckten Signale - Wortwahl - Körpersprache - Emotionen. Nonverbale Widerstände erkennen und überwinden

Die Macht der versteckten Signale - Wortwahl - Körpersprache - Emotionen. Nonverbale Widerstände erkennen und überwinden

von: Gabriele Cerwinka, Gabriele Schranz

Linde Verlag Wien Gesellschaft m.b.H., 2014

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 11,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Die Macht der versteckten Signale - Wortwahl - Körpersprache - Emotionen. Nonverbale Widerstände erkennen und überwinden


 

Kapitel 2


Barrieren im Kopf


2.1 Einstellungsblockaden


Das größte Hindernis auf dem Weg zu einem guten Gespräch befindet sich meist im eigenen Kopf. Eine Unzahl von Fragen schwirrt durch unser Gehirn, bevor wir ein Gespräch beginnen:

  • Wer steht da vor mir – Freund oder Feind?
  • Was will er von mir?
  • Was will ich von ihm?
  • Wird er mir überhaupt zuhören?
  • Interessiert ihn das, was ich sage?
  • Was ist, wenn ich etwas Falsches sage?
  • Was ist, wenn mir plötzlich nicht mehr einfällt, was ich sagen wollte?
  • Wie reagiere ich, wenn er unfreundlich antwortet?
  • Was ist, wenn er mich nicht sympathisch findet?

Diese Liste der inneren Fragen ließe sich beliebig fortsetzen. Nicht immer gehen wir sie alle bewusst durch, aber im Hinterkopf hat jeder von uns diese Fragen, bevor er mit einem anderen ein Gespräch beginnt. Je mehr Zeit wir haben, desto mehr beschäftigen wir uns auch mit den möglichen Antworten.

Es ist nun eine Frage der Einstellung, der grundsätzlichen Haltung eines Menschen, zu welchen Schlüssen er vorweg kommt. Der typische Optimist klopft sich selbst ermutigend auf die Schulter und ist überzeugt: „Wird schon gutgehen!“ Er sucht sich am anderen all jene Merkmale heraus, die für einen positiven Verlauf der Begegnung sprechen.

Anders der Pessimist: Er sieht genau die gegenteiligen Informationsbruchstücke. Alles, was darauf hindeutet, dass der andere nicht freundlich gesinnt ist, wird registriert. Die Phantasie und mögliche bisherige negative Erfahrungen helfen kräftig mit. Schon sind wir beim berühmten Beispiel von Paul Watzlawik, in dem ein Mann sich von seinem Nachbarn einen Hammer ausborgen will und wegen all seiner vorherigen Zweifel zu dem Schluss kommt, dass der Nachbar ihm ganz sicher diesen Hammer nicht borgen wird. Erbost klingelt er bei ihm und brüllt dem Verdutzten ins Gesicht, er könne seinen blöden Hammer behalten! Zugegeben, ein sehr krasses Beispiel – aber so oder ähnlich laufen die Gedanken in unseren Köpfen sehr oft ab. Nicht nur vor wichtigen Gesprächen, gerade auch in vielen Alltagssituationen tappen wir genau in diese „Negativfalle“.

Geht es um ein wichtiges geschäftliches Gespräch, sind wir uns meist bewusst, dass zu einer richtigen Vorbereitung auch die positive Einstellung gehört. Viele Ratgeber predigen (zu Recht) diesen Grundsatz. Im letzten Firmenmotivationsseminar hat es der Seminarleiter ja schließlich auch gesagt. Also stellen wir bewusst eine Liste von positiven Aspekten auf, um mentale Hürden zu überwinden.

Anders im Privatleben oder zu gesellschaftlichen Anlässen: Bei belanglosen Gesprächen fällt es uns oft schwer, positiv auf andere zuzugehen. Small Talk ist deshalb von vielen so gefürchtet – jeder möchte möglichst im besten Licht erscheinen, nur ja nichts Uninteressantes von sich geben und schon gar nicht in ein Fettnäpfchen treten. So konzentrieren wir uns auf das, was wir alles NICHT machen sollen – und die „Negativfalle“ ist damit weit offen!

Die „Kleinmacher-Blockade“


Die meisten Einstellungsblockaden liegen in unserer negativen Sichtweise begründet. Wir klammern uns immer viel zu sehr an all die negativen Erwartungen. Wir überlegen eher, welche Schwächen wir an uns beseitigen sollten, als uns auf unsere positiven Seiten zu konzentrieren. Der Großteil unserer Selbstgespräche hat Negatives zum Thema: „Typisch, das kann ja wieder nur mir passieren!“ Und unser Körper hört uns geduldig zu. Unsere Gedanken beeinflussen unser Verhalten. Je nachdem, wie wir sie programmieren, agieren wir auch. Mit unserer inneren Kommunikation lenken wir unser Selbstbewusstsein.

Richten Sie daher Ihre „Gespräche mit sich selbst“ auf ein bestimmtes Ziel aus und formulieren Sie vor allem aufbauend und motivierend, formulieren Sie POSITIV! In unseren Seminaren empfehlen wir stets, Selbstgespräche so zu führen, als wenn Sie mit einem lieben Freund sprechen würden.

Ein weiterer typischer „Kleinmacher“ ist das Nicht-annehmen-Können von Lob. „Das ist ja nichts Besonderes, das ist doch ganz selbstverständlich!“, antwortet manche Mitarbeiterin ihrem Chef, statt sich offen zu freuen über sein Lob und es mit einem schlichten „Danke“ anzunehmen.

Wir wollen hier aber keine Lanze für übertriebene Selbstdarstellung brechen und die Bescheidenheit verdammen. Es geht uns vielmehr um die richtige Einschätzung der eigenen Leistung, um ein natürliches Selbstwertgefühl.

Lernen Sie, Ihre Fähigkeiten und Leistungen zu achten – nur dann werden es auch die anderen tun. Verstecken Sie sich nicht, sondern präsentieren Sie sie in angemessener Form: ruhig, offen und überzeugend.

Betreiben Sie in diesem Sinne ruhig Marketing in eigener Sache. Haben Sie schon einmal ein Unternehmen gesehen, das zwar sein Produkt verkaufen will, es aber ins hinterste Regal stellt?

Die Negativspirale im Kopf


Das Gefährliche an unseren Einstellungsblockaden ist die Tatsache, dass sie sich stetig vergrößern und verfestigen. Wer sich in einer Negativspirale befindet, setzt Stein auf Stein und baut an seiner geistigen Mauer. Bald ist ihm so die Sicht auf die Realität verwehrt. Unsicherheit hat die Tendenz, sich zu verstärken. Wer diesen Kreislauf nicht durchbricht, steht sich so zunehmend selbst im Weg.

Woher aber kommen diese festgefahrenen Einstellungen, die uns daran hindern, offen auf andere zuzugehen?

Jeder Mensch braucht Normen, ein festes Gefüge, in dessen Rahmen er sich bewegen kann. Wer die Grenzen nicht erkennt, wird unsicher. Gerade das menschliche Zusammenleben funktioniert nur unter der Voraussetzung, dass sich alle Beteiligten an gewisse Spielregeln halten. So bildet jede Gesellschaft ihre eigenen Normen und Wertvorstellungen aus, die festlegen, was richtig und was falsch ist, wo die Grenzen liegen.

Es gibt jedoch in jeder Gesellschaft – und das gilt ganz besonders für unsere heutige, pluralistische – immer wieder Freiräume. Dort schaffen wir uns unsere eigenen Regeln oder leiten sie von den „allgemein anerkannten“ Normen ab. Genau da tappen wir in die Falle: Die vermeintliche Freiheit täuscht. Jeder kann seinen eigenen Weg gehen – Hauptsache, er ist erfolgreich. Nur wer gewinnt, hat es auch richtig gemacht. Für Verlierer ist kein Platz in dieser Gesellschaft.

Doch wir alle erleiden dennoch immer wieder auch Niederlagen. Niemand kann immer nur gewinnen. Unsere Gesellschaft bietet jedoch kaum Strategien an, mit Verlust und Niederlagen umzugehen. Die einzig zur Verfügung stehende Methode heißt: verdrängen. Und genau das tun wir oft. All die kleinen Niederlagen werden in den hintersten Winkel unseres Bewusstseins geschoben, wo sie sich jedoch leider nicht auflösen, sondern festsetzen. Wir kehren Negatives so lange in diesen Winkel, bis der Berg dort nicht mehr zu ignorieren ist. Dann schlägt die Siegerstimmung plötzlich um: Das schöne Wertebild passt nicht, wir fühlen uns auf allen Linien als Versager. An die Stelle des Strebens nach Perfektion tritt Pessimismus. Wir trauen uns nichts mehr zu und diese pessimistische Einstellung strahlen wir aus. Und schon sitzen wir in der Negativspirale fest.

Diese „Negativ-Programmierung“ blockiert unseren Weg zurück auf die Siegerstraße. Nur wer lernt, kleinere und auch große Niederlagen hinzunehmen, daraus zu lernen und trotzdem wieder an sich zu glauben, findet den Weg zurück. Nur, wer seine inneren Einstellungsblockaden selbst aus dem Weg räumt, hat wieder den Blick frei.

2.2 Schlechte Erfahrungen prägen


Unser Wahrnehmungs- und Erkennungssystem funktioniert wie ein Filter. Das Filternetz wurde aus allen bisherigen Erfahrungen gewoben. Jede neue Information durchläuft diesen Filter – er entscheidet, was als unwichtig, uninteressant oder gar bedrohlich herausgefiltert wird und was bis in unser Bewusstsein dringen darf.

Dieser Filterungsprozess muss sehr rasch funktionieren. In Sekundenbruchteilen entscheiden wir darüber, ob der andere einen positiven oder negativen Eindruck bei uns hinterlässt, und je mehr Menschen wir treffen, je mehr Dinge an uns herangetragen werden, desto schneller und verlässlicher muss dieser Filter funktionieren. Ohne ihn wären wir nicht fähig zu überleben.

Gerade im täglichen beruflichen „Nahkampf“ ist es meist notwendig, blitzschnell zu entscheiden. Ohne den eben beschriebenen „Erkennungsfilter“ ist das allerdings unmöglich, er soll möglichst rasch, umfassend und störungsfrei funktionieren – ziemlich viel verlangt von einem Gebilde, das nicht zuletzt aus negativen Erfahrungen besteht. Will ich meine Wahrnehmung nicht zu sehr von negativen Erfahrungen bestimmen lassen, muss ich diese kritisch hinterfragen:

  • Was genau habe ich erlebt?
  • Wann habe ich diese Erfahrung gemacht?
  • Was passiert, wenn ich ähnliche Situationen erlebe?
  • Wie prägen schlechte Erfahrungen meine Meinung?

Wir haben die Wahl, was wir aus unseren Erfahrungen lernen wollen. Der alte Satz „Jedes negative Ding hat auch sein Gutes“ trifft oft zu. Es liegt an uns, auch das Gute zu erkennen. Wer immer nur das Negative sieht, blockiert sich und seine Gedanken. Wer immer nur negative Schlüsse aus seinen Erfahrungen zieht, wird nach und nach innere Blockaden aufbauen.

2.3 Angst und Flucht beginnen im Kopf


Neben seinen materiellen Gütern verfügt jeder Mensch noch über einen unschätzbar großen...