Karriere ohne Schleimspur - Wie Sie Charakter zeigen und trotzdem Erfolg haben

Karriere ohne Schleimspur - Wie Sie Charakter zeigen und trotzdem Erfolg haben

von: Christoph Burger

Linde Verlag Wien Gesellschaft m.b.H., 2012

Format: ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 15,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Karriere ohne Schleimspur - Wie Sie Charakter zeigen und trotzdem Erfolg haben


 

Vorteil Charakter


In diesem Kapitel werden Sie eine neuartige Methode kennenlernen, wie Sie Leben und Beruf vereinbaren können. Erfolgreich zu sein, ohne sich zu verbiegen – davon träumen viele. Freuen Sie sich darauf, zu denjenigen zu gehören, die diesen Weg als Vorreiter früh beschreiten. Doch zunächst erfahren Sie mehr über den richtigen Start jeglicher beruflichen Veränderung aus einer Anstellung heraus.

Sichern Sie Ihren Startpunkt


Die junge Frau mir gegenüber ist bezaubernd. Wow, sie gehört eindeutig in die Kategorie Traumkundin. „Womit kann ich Ihnen helfen?“, frage ich. Ihr strahlendes Lächeln nimmt mich gefangen, ihre warme Stimme lullt mich ein. Mit Penélope Cruz hat sie offenbar mehr gemein, als nur den Vornamen. Diese perfekte Frau hat also ein Jobproblem? Nun gut.

Start verpasst


Penélope erzählt, wie sie vor einigen Monaten ihre neue Arbeit aufgenommen hat. Sehr schnell konnte sie das Wohlwollen ihres Chefs gewinnen. Obwohl der ein echtes Raubein ist, wie sie erzählt. Jedoch nicht nur das. Dieser Chef herrscht in seiner Firma wie ein Tyrann. Deshalb haben sich die Mitarbeiter in zwei Lager geteilt und bekriegen sich gegenseitig. Erstaunlicherweise versteht sich Penelope trotzdem mit allen gut. Da ist sie die Einzige!

„Aber ich weiß nicht, ob ich den Job wirklich behalten soll. Das will ich mit Ihrer Hilfe in Ruhe herausfinden!“, erklärt sie mit säuselnder Stimme ihr Anliegen. Dann legt sie den Kopf etwas schief: „Oder können wir uns duzen?“

Wir beginnen damit, die Lage genauer zu sondieren. Mittels verschiedener Übungen tasten wir uns an Penélopes Persönlichkeit heran und kreisen ein, wo sie einen Job findet, der wirklich zu ihr passt. Wir wollen das näher besprechen und anschließend die Lage auf dem Arbeitsmarkt sondieren. Doch dann kommt plötzlich alles anders. Penelope wartet mit einer faustdicken Überraschung auf: Der Chef hat ihr gekündigt! Da sie noch in der Probezeit ist, ohne Umschweife. Wie konnte das nur passieren?

Penélope hat etwas getan, was man karrieremechanisch gesehen niemals tun darf. Die Details sprechen Bände. Vor allem die persönliche Inkompetenz des Inhabers fällt ins Auge. Aber davon hat Penélope nun auch nichts mehr. Er wollte sie zu einer Messe mitnehmen, die nicht zu ihrem Vertriebsgebiet gehört. Penélope lehnte sein Ansinnen ab, als er ihr dies unter vier Augen mitteilte. Ihre klare Haltung: Sie will es sich mit der Kollegin nicht verscherzen, in deren Vertriebsgebiet sie hätte eindringen sollen. Das ist nicht ihr Stil. Zerknirscht nimmt der Chef diese Reaktion entgegen.

Doch ist er nicht der Typ, der Absagen einfach hinnimmt. Er wendet einen Trick an. Im nächsten Meeting kündigt er vor versammelter Mannschaft an, dass Penélope mit auf die Messe kommt, tut so, als hätte sie bereits zugestimmt. Gemein und hinterhältig. Aber dessen ungeachtet hätte Penélope die Kröte in dieser Situation schlucken müssen. Erst nach dem Meeting hätte sie ihren Boss zur Rede stellen sollen. In einem stillen Räumchen. Dann wäre unser Plan aufgegangen: Wir hätten in Ruhe die Lage beleuchten und aus gesicherter Position eine bessere Stelle finden können. Doch Penélope widerspricht ihrem Chef im Meeting, vor Publikum. Das lässt sich kein Chef bieten, schon gar nicht dieser.

Wie sich herausstellt, ist der Umgang mit Grenzen und Aggression von jeher Penélopes persönliche Schwachstelle. Sie kann sich – wie übrigens viele Frauen – schlecht abgrenzen. Es gelingt ihr nicht, Grenzen ruhig, klar und selbstbewusst zu ziehen. Wenn sie dann merkt, dass sie undeutlich war und zu spät dran ist, schlägt sie rücksichtslos nach allen Seiten um sich und schießt komplett übers Ziel hinaus. Penélope weiß um ihre Schwäche. Deshalb lässt sie es gar nicht erst zum Streit kommen. Zu diesem Zweck hat sie ihren Charme so weit optimiert, dass sie letztlich alle um den Finger wickelt und betört. Das erklärt Penélopes geheimnisvolle Ausstrahlung – und den Karriereknick.

Davor hat sie sich sicher gefühlt, so geht es vielen von uns häufig: Wir unterschätzen die Gegenspieler und die Dynamik der Systeme. Allein schon die Absicht, demnächst zu kündigen, dreht unsere Stimmung. Stellen Sie sich vor, wie froh Sie sind, wenn endlich die Entscheidung gegen den alten Job gefallen ist. Vielleicht kaufen Sie ein Buch wie dieses oder vereinbaren ein Erstgespräch mit einem Jobcoach. Der hört sich Ihren Frust an, was ungemein befreiend wirkt. Sie sind überzeugt: Jetzt wird Ihnen geholfen! Ja, mit Buchkauf und Beratertermin haben Sie die Wende selbst eingeleitet. Alles wird anders und besser. Sie fühlen sich leicht und unabhängig, sogar überlegen. So, als hätten Sie den alten Arbeitgeber schon jetzt nicht mehr nötig. Doch das täuscht. Denken Sie an Penélopes Beispiel, wenn Sie sich mit Wechselabsichten tragen.

Leider habe ich Ähnliches sehr oft erlebt. Daher die dringende Warnung an Sie: Je mehr Ihr aktueller Job sie frustriert, desto sorgsamer sollten Sie darauf achten, diese Gedanken für sich zu behalten. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie in Ehren und mit gutem Zeugnis in eine bereits akquirierte neue Stelle wechseln können. Andernfalls riskieren Sie, dass Sie vorzeitig Hals über Kopf und mit Schimpf und Schande aus dem Betrieb fliegen. Seien Sie vorsichtig, dann gelingt der souveräne Wechsel.

Auf den Abgang kommt es an


Wahrscheinlich waren Sie auch schon mal von den Turmspringern im Schwimmbad beeindruckt. Beispielsweise so: Sie entspannen auf der Liegewiese. Dann horchen Sie auf. Dort oben auf dem Sprungbrett, da wirft sich gerade einer mit dem vollen Körpergewicht ins Brett. Er wiederholt das mehrfach und erzeugt dabei ein ehrfurchtgebietendes, markiges Geräusch, das viele aufsehen lässt. Welcher Sprung wohl auf diesen Anlauf folgt? Wenn der es auch noch in sich hat: alle Achtung!

Nun stellen Sie sich vor, Sie verlassen Ihre alte Arbeitsstelle wie dieser Sportler. So hinterlassen Sie Eindruck! Jeder im alten Betrieb wird von Ihnen sprechen. Und falls Sie jemals wieder dort beginnen wollen – vielleicht ein paar Hierarchiestufen höher –, werden Sie mit offenen Armen empfangen. Nutzen Sie daher den Abgang für sich, statt nur weg zu sein! Was ist dafür zu tun?

Wann wirken Sie kraftvoll und mutig, wie der Wassersportler auf dem sich bis zum Anschlag durchbiegenden Brett? Wenn Sie im aktuellen Job gerade auf dem Zenit stehen. Erst kürzlich haben Sie Erfolge erzielt, die man in Erinnerung behalten wird. Dies wird auch Sie beflügeln. Wie der Superspringer, der schon bei seinem Absprung aus dem Augenwinkel die Bewunderer sieht, fliegen Sie als Sieger in den Himmel. Mit diesem Gefühl im Herzen gehen Sie zu den Vorstellungsgesprächen.

Ihre Wechselpläne und -vorbereitungen schließen Sie indessen in Ihr Innerstes ein. Die gehen niemanden etwas an. Sie wollen doch wohl nicht wie jemand wirken, der gackert, aber nicht legt? Das beste Rezept dafür: Gackern Sie erst, wenn Sie tatsächlich legen. Erst wenn Sie den neuen Arbeitsvertrag bereits unterschrieben haben, machen Sie den Wechsel bekannt. Damit nichts vorzeitig durchsickert, müssen Sie die Vorstellungsgespräche so legen, dass im alten Betrieb niemand bemerkt, was vor sich geht. Wenn Sie sich auf Anzeigen hin bewerben, kann natürlich auch mal die Einladung für einen Termin eintreffen, der ungünstig liegt und deshalb auffallen würde. Vereinbaren Sie in diesem Fall per Telefon eine Alternative. Überlegen Sie sich vor dem Anruf, welche Termine Sie anbieten können.

Und was ist zu beachten, wenn Sie dann mit dem neuen Arbeitsvertrag in der Tasche Ihre Kündigungsfrist abarbeiten? Sie geben im alten Job bis zur letzten Minute vollen Einsatz! Andernfalls würden Sie wie jene Turmspringer wirken, die das Brett mächtig federn lassen – und dann im Sprung jämmerliches Ungeschick zeigen. Achten Sie auf korrektes Verhalten bis zur letzten Minute. Diese dringende Empfehlung gilt für das Verhältnis zu Ihrem Chef, zu Ihren Kollegen und allen Mitarbeitern.

Beim neuen Arbeitgeber ist alles Nachtreten verboten: Sprechen Sie dort niemals schlecht über ein Unternehmen, bei dem Sie zuvor gearbeitet haben. Das ist unprofessionell. Außerdem weckt es bei Ihren Zuhörern unweigerlich den Gedanken: Was sagt dieser Mitarbeiter später über mich, wenn er eines Tages weiterzieht?

Und jetzt – schalten wir ein paar Gänge zurück. Das dürfen wir. Denn selbst als Frustwechsler mit Hochgefühl angesichts der neuen Stelle wissen Sie nun, wie Sie einen glänzenden Abgang hinlegen. Betrachten wir nun in Ruhe, wie Sie Ihre berufliche Zukunft idealerweise angehen: mit Charakter, Leitsternen und konkreten Zielen.

Erkunden Sie Ihren Charakter


Die Welt der Trainer, Berater und Speaker teilt sich in zwei Hälften. Die einen nennen sich Speaker, sie sind Psychologie-Profis, da sie ihr Einkommen mittels psychologisch wirksamer Aussagen erzielen. Qua Ausbildung sind sie allerdings psychologische Laien. Aber das, was sie sagen, präsentieren sie überzeugend, ja geradezu berauschend. Sie betreiben im Grunde ein Showgeschäft. Die andere Hälfte besteht aus Psychologen. Sie stehen nicht für plakative Aussagen zur Verfügung, sondern arbeiten hart und beharrlich an kleinen Verhaltensänderungen. So erkämpfen sie täglich schrittweise Erfolge. Therapie und Beratung funktionieren eben nicht anders.

In der bunten und aufregenden Welt der Speaker braucht es dagegen nur eine Vision. Ein Ziel. Festen Willen. Und los geht es: Das Leben wird von Grund auf umgekrempelt, ganz einfach. Wie das geht, verrät der Herr oder die Dame...